Die Kunst der Whiskyverkostung


Die Spirituose Whisky ist ein komplexes, vielschichtiges und edles Getränk, das mit viel Sorgfalt und Leidenschaft hergestellt wird. Um das volle Aroma und die Nuancen eines Whiskys, egal ob schottischer Single Malt oder amerikanischer Bourbon zu erleben, ist eine angemessene Art der Verkostung unerlässlich. Jeder kann natürlich seinen Whisky verkosten wie er mag, jedoch um das Beste aus dem Erlebnis und dem Whisky herauszuholen, können einige Tipps dabei helfen, möglichst viel zu erschmecken und zu erfahren.

Mit allen unseren Sinnen, angefangen mit dem Hören, Tasten, Riechen und Schmecken erfahren wir den Whisky. Sogar der Ort bestimmt durch Temperatur, Luftfeuchte und Klima die Verkostung. Daneben ist ebenso ausschlaggebend zu welcher Uhrzeit man den Whisky genießt. Was vorher gegessen wurde und welche Stimmung ich habe. Alle diese Variablen führen dazu, dass ein Whisky niemals gleich schmecken wird. Das macht ihn auch so spannend, denn dadurch lässt er sich immer wieder neu entdecken, egal wie vertraut eine bestimmte Abfüllung auch sein mag. Nicht umsonst nennt man den Whisky auch "Wasser des Lebens" welche stete Veränderung von Zeit und Raum unterliegt.
 

Die Vorbereitung

 
Nicht jeder Ort ist für eine Whiskyverkostung geeignet. Eine Bar oder eine Disco lenken zu sehr die Sinne vom eigentlichen Geschehen ab. Sinnvoller ist es Stilvoll zu Hause in Ruhe auf Entdeckungstour durch die Sensorik zu gehen und zu lernen. Nach gesammelter Erfahrung und Wissen steigt wiederum der Genuss und man kann sich guten Gewissens in Gesellschaft für ein gemeinsames Tasting treffen.

Die richtige Glasauswahl spielt in der Vorbereitung ebenfalls eine wichtige Rolle. Das tulpenförmige "Glencairn-Glas" ist ideal, um Whisky zu verkosten. In seinem Bauch kann man den Whisky schwenken, der verjüngte Hals fängt die Aromen ein und der leicht geweitete Rand erleichtert das Trinken kleiner Schlucke. Durch die Benutzung solch eines „Nosing-Glases“ wird dem Genießer das ganze aromatische Spektrum des Destillats offenbart. Das "Glencairn-Glas" wird häufig bei der Verkostung von Single Malts verwendet.


Abb. v.l.n.r. Glencairn Glas, Nosing-Glas, Whisky Snifter Premium

Ein Tumbler-Glas hat eine kompakte Form, häufig sind sie fast gleich breit wie sie hoch sind. Die Öffnung des Glases ist weit. Zum Einsatz kommt der Tumbler hauptsächlich für einen kühlen Feierabend-Drink auf Eis oder als Cocktail. Hierfür eignen besonders amerikanische Bourbon- oder Rye-Whiskeys, schottische Blended-Malts, Irish-Blends und japanische Blends. Durch das herunterkühlen der Temperatur ändern sich die wahrgenommenen Aromen deutlich. Durch die Kälte werden einige Aromen eingeschlossen und andere treten in den Vordergrund. Spätestens hier kann entschieden werden, ob man seinen Drink mit Eiswürfeln „verwässern“ möchte, was manche Sorten noch wohlschmeckender macht oder ihre Purität durch den Einsatz von Kühlsteinen erhalten lässt.

 

Das Verkosten


Wie bereits angerissen ist die optimale Temperatur ausschlaggebend für den Genuss. Grundsätzlich sollten schottische Single Malt Whiskys bei Raumtemperatur, also zwischen 18 und 22 Grad Celsius genossen werden. Wie Speisen und Getränke schmecken, hängt maßgeblich von Ihrem Geruch ab – und das gilt auch beim Whisky.

 

Das Nosing


Zu Beginn der Verkostung steht das „Nosing“, also das erriechen der Aromen. Nimm dir also Zeit, damit sich die Aromen in der Nase entfalten können. Als Faustregel um den Whisky „atmen“ zu lassen, dass man vom Dekantieren eines Weines kennt, gilt es als Orientierung das Alter des Whiskys, jedoch mindestens 5 min. nach dem einschenken Ruhe zu gönnen. Sprich, bei einem 15 Jahre alten Dram sollte man 15 Minuten vor dem ersten Schluck warten.

Während dem „Nosing“ betrachtet man zudem die Farbe, Viskosität und die Form der am Glasrand herablaufenden Tropfen des Whiskys durch leichtes Schwenken. Die Farbe kann Hinweise auf das Alter und die Art der Fassreifung geben. Herablaufende Tropfen sind ein Indikator für den Alkoholgehalt und die zähflüssige Viskosität für das Mundgefühl. Ein Whisky im zarten Zitronengelb beispielweise kann jung sein, er kann in einem Bourbonfass oder aber in einem gebrauchten Bourbonfasss, dass weniger Farbe abgibt gelegen haben. Ein dunkler Whisky kann wohl in einem mit vorher spanischem Sherry befüllten Fass gelegen haben. Natürlich wird auch seitens des Abfüllers zur einheitlichen Farbgebung, geschmacksneutraler und gesundheitlich unbedenklicher Zuckercouleur hinzugegeben. Dies muss aber zwingend auf dem Flaschenetikett ausgewiesen werden.

Den Geruch des Whiskys nennt man „Nase“. Um verschiedene Düfte zu identifizieren empfiehlt es sich mit dem Einführen der Nase ins Glas zu spielen, dabei auch langsam mal tief einatmen. Auch außerhalb des Glases mit etwas Abstand und mit jeweils einem Nasenloch für sich zu riechen, holt man die volle Sensorik und Eindruck aus dem Destillat heraus. Dabei riecht man die süße des Malzes, fruchtige Noten über würzige bis hin zu rauchig-torfigen Aromen und salzigem Meerwasser.
 


Das Tasting


Den ersten Schluck nimmt man um diesen für eine längere Zeit im Mund auf der Zunge verweilen zu lassen. Währenddessen ein und ausatmen. Leicht die Zunge bewegen um seinen vollen Körper zu erspüren. Ist der Dram wuchtig, intensiv, cremig, fest, weich, samtig? Langsam den Abgang einleiten und leicht durch den Mund atmen um den Nachklang zu genießen.

Durch die Hinzugabe von ein paar tropfen Wasser lässt sich der Whisky aufschlüsseln um weitere Aromen freizusetzen. Ab einem Alkoholgehalt von 46% vol. sehr zu empfehlen. Darunter können meistens Alkoholnoten gedämpft werden, aber auch die Aromatik.

Tester verkosten langsam und dafür umso gründlicher. Den Gaumen während der Verkostung mit Wasser zu erfrischen bringt die Geschmackrezeptoren wieder in Schwung.
Wir wünschen viel Spaß beim Ausprobieren.

©PEAKFEIN

Fotos: Lizenzen unter Pixabay und Shutterstock
 

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